Montag, 19.09. Charroux/Inland
In dieser Nacht haben wir beide von Sonne, Strand und Meer geträumt. Deshalb mussten wir auch vor dem Frühstück nochmal hin und tschüss sagen. Wir sind, für unsere Verhältnisse, recht früh gegen 10:15 Uhr los in Richtung Inland. Ich hatte mir noch kein wirkliches Ziel ausgesucht und wollte dort bleiben wo es mir gefällt.
Gegen Mittag kamen wir durch Niort, einer ziemlich großen Stadt mit ca. 60.000 Einwohnern. Am Stadtrand wollte ich uns eine Gelegenheit für eine Mittagspause suchen. Auf einer Wiese mit angrenzendem Wäldchen, sah ich ein paar Wohnwagen stehen und dachte, da bist du richtig – dachte ich. Als ich auf die Wiese fuhr wurden wir schon argwöhnisch beäugt. Trotzdem stellte ich den Wagen ab, lud Sky aus und wir gingen in Richtung Wäldchen. Als dann ein Lieferwagen etwas in der Mitte der Wiese ablud und die beiden Männer versuchten mir irgendetwas, laut gestikulierend zu erklären, wusste ich, wir sind hier wohl nicht unbedingt willkommen. Okay, also schnell das Geschäft verrichten, übel, denn das Wäldchen war scheinbar die Großtoilette der dort campierenden Menschen. Schnell zurück zum Camper, den ich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte und bloß weg hier. Eine ältere Frau kam dann noch an mein Fahrerfenster und gab mir nochmals ziemlich deutlich zu verstehen das wir hier nichts zu suchen haben. Einer der beiden Männer winkte dann doch noch zum Abschied…ich glaube er wollte sich für die Frau entschuldigen. Nach etwas Recherche habe ich rausgefunden, dass es sich wohl um Sinti bzw. Roma gehandelt haben muss. Verständlich das sie niemanden auf ihrem Gelände haben wollten. Ich möchte schließlich auch keine Fremden in meinem Garten.
Als nächstes stand Vorräte einkaufen auf dem Programm, natürlich im Supermarchè. Nachdem wir an Ort und Stelle unser Mittagessen verzehrt haben, ging es weiter. Noch wusste ich nicht wo wir heute Abend bleiben, deswegen bin ich ein kurzes Stück Autobahn gefahren. Man kennt das von unseren Autobahnen, wenn man durch Sehenswerte Regionen kommt, gibt es an der Straße diese großen Schilder und genau so ein Schild viel mir ins Auge.
Charroux, mit altem Glockenturm. Außerdem war das Wetter einfach zu schön, um weiter im Auto zu sitzen. Als wir in dem 400 Seelendörfchen gegen 16 Uhr ankamen war der Aire municipale pour Camping Cars (Gemeindegebiet für Wohnmobile) komplett leer. Also habe ich uns den schönsten Platz in der Sonne ausgesucht und na, natürlich, erst mal einen Kaffee getrunken! Weil es noch so früh war, packte ich meinen neu erworbenen Rucksack und dann sind wir einfach drauf los gelaufen. Es ging an dem Wahrzeichen von Charroux vorbei ,ein kleines Stück auf dem Jakobsweg, vorbei am Friedhof der Gemeinde in ein ganz tolles Naturschutzgebiet. Ein Highlight auf unserer Wanderung war ein ziemlich verrotteter Bus mitten im Wald. Ich hatte keine Ahnung was das für ein Fahrzeug war und musste anschließend erstmal im Internet recherchieren. Erkennen konnte ich noch den Schriftzug Chenard-Walcker 1500. Der Chenard-Walcker war ein französischer Automobilhersteller der im Jahr 1946 den ersten Lieferwagen herstellte. Der hätte sicherlich auch einen guten Camper abgegeben.
Zum Schluss kamen wir noch an einer verlassenen Villa vorbei, darauf hatte ich auf dieser Reise immer gehofft. Leider stand auf dem Grundstück der Villa ein neu gebautes Wohnhaus und ich traute mich nicht nähre heran. Wirklich schade, hätte bestimmt ein paar tolle Fotos gegeben.
Als wir relativ spät, nach 12 Kilometern wandern, auf unserem Wohnmobilstellplatz zurückkamen, hatte sich der Platz um uns herum ziemlich gut gefüllt. Schön, denn so waren wir nicht mehr allein. Auch wenn ich generell kein Problem habe irgendwo allein zu stehen, ist es doch auch schön wenn Gleichgesinnte in der Nähe sind.
Dienstag, 20.09. Cournon-dÁuvergne/Inland
Wir ließen Charroux hinter uns und fuhren Richtung Clemont Ferrad. Beim Frühstück hatte mir ein älterer Camper erzählt die Gegend sei sehr schön dort. In der Nähe von Clement Ferrad gibt es das größte Vulkangebiet Europas mit mehr als 80 Vulkanen. In der Nähe auch zwei Campingplätze, perfekt, das sollte unser Ziel sein.
Die Mittagspause verbrachten wir an einem See, abgelegen von der Landstraße. Kleine Hunderunde, kleiner Mittagssnack, natürlich einen Kaffee und dann dösen in der Sonne. Naja ich döste, Sky durfte nach Herzenslust auf der Wiese nach Mäusen buddeln.
Auf der Weiterfahrt dann plötzlich und unverhofft der Hinweis, dass wohl die Straße gesperrt sei, sicher war ich mir nicht. Nach einem kritischen Blick in GoogleMaps und keinerlei Chance eine Umleitung ausfindig zu machen, nahm ich von meinem “ichkennmichhiernichtaus”-Recht gebrauch und bin einfach weiter gefahren. Zum Glück hat es keiner gemerkt und der kleine Fred ist heile geblieben, nur Sky war es nach der Holperstrecke etwas übel, glaube ich.
Tja und dann die totale Enttäuschung, Vulkanbesichtigung heute geschlossen, der eine Campingplatz überfüllt und der andere schon in der Winterpause. Ich muss zugeben das ich ziemlich gefrustet war. Ich hatte keinen Plan B und nicht mehr ausreichend Frischwasser im Kanister um irgendwo frei zu stehen. Also sind wir weitergefahren nach Clemont Ferrad. Herrje was für eine Riesenstadt, Dreispuriger Kreisverkehr mit Ampelschaltung und ziemlich stressigen französischen Autofahrern. Nix wie raus hier.
Und dann hat das Universum doch noch gut mitgespielt. Wir kamen zu einem wunderschön gelegenem Campingplatz abseits der Stadt an einem See. Wieder einmal total leer und viel Platz um uns herum. Diesmal habe ich das Zelt nicht aufgebaut da es schon recht spät war und wir ja morgen früh auch direkt weiter wollten.
Mittwoch, 21.09. Val Suzon-Naturschutzgebiet/Inland
Heute früh gönnte ich Sky einen ausgiebigen Frühstücksschlaf, während ich unsere Weiterfahrt plante. Nun konnte ich ja wieder frei stehen, der Kanister war randvoll. Ich habe mir die Stadt Dijon ausgesucht und mich dazu entschlossen den Großteil der Kilometer heute auf der Autobahn zurückzulegen. Ich war gespannt, wie das mit dieser Mautgeschichte funktionierte.
Nun man fährt auf die Autobahn, zieht an der Mautstelle eine Karte, ähnlich wie im Parkhaus, die Schranke öffnet sich und dann fährt man weiter, allerdings sollte man vorher planen, wo man die Autobahn wieder verlassen möchte, denn das funktioniert nur in den größeren Städten. Also fährt man zur gegebener Zeit runter, bezahlt seine Maut, dazu steckt man das Ticket wieder in den Automaten und bezahlt bequem mit Bank- oder Kreditkarte. Dann hofft man, nicht zig Kilometer wieder zurückfahren zu müssen. Die Kosten für die Benutzung der Autobahn halten sich übrigens in Grenzen.
Die Stadt Dijon stellte sich als zu groß und zu laut heraus, als dass wir Lust hatten hier zu übernachten noch um auszusteigen um irgendetwas zu besichtigen.
Ich gab zum ersten Mal auf der Reise “zu Hause” in GoogleMaps ein und hoffte, dass ich einen Stellplatz finden würde. Irgendwann habe ich an einem Wanderparkplatz angehalten und wir sind erstmal eine große Runde spazieren gegangen. Gern wäre ich an diesem Parkplatz stehen geblieben um zu übernachten, aber es gab weder Mobilfunknetz noch eine Internetverbindung. Ich hatte nämlich mit meinem Freund abgesprochen das ich ihm jeden Abend unseren Standort schicke und ich wollte nicht das er sich Sorgen macht.
Der Spaziergang war genau das, was wir gebraucht hatten, es ging bergauf durch einen schönen Laubwald, vorbei an interessanten Felsformationen bis wir an einer Art Wasserspeicher ankamen, oder so etwas ähnliches. Von dort aus ging es dann wieder bergab zum Auto.
Wir mussten dann noch ca. 45 Minuten weiterfahren um einen geeigneten Stellplatz zu finden. Dieser lag direkt an der Landstraße, die aber nicht sehr stark befahren war. Ich parkte den Fred hinter einer Hecke, sodass man uns nicht direkt von der Straße aus sehen konnte.
Donnerstag, 22.09. Verdun/Inland
Wir haben geschlafen wie eine Bärenfamilie im Winterschlaf. Apropos Winter, es waren heute Morgen nur noch 6 Grad und im Display meiner Versorgerbatterie war eine Schneeflocke abgebildet. Unter der Bettdecke merkt man nicht viel von der Kälte, aber wehe man steht auf.
Nach der Morgentoilette habe ich den kleinen Camper erstmal in die Sonne gestellt und Frühstück gemacht. Nachdem Sky mehr oder weniger ausgeschlafen hatte, ging es weiter ein kleines Stück Landstraße und dann wieder auf die Autobahn. Ich hatte geplant nach Verdun zu fahren um mir die Stadt anzugucken. Da ich direkt in der Nähe vom Zentrum einen schönen Campingplatz gefunden hatte, bot sich das an. Wir kamen, durch die zügige Autobahnfahrt, ziemlich früh am Platz an. Das war total großartig, denn wir konnten noch schön in der Sonne brutzeln und den ruhigen Stellplatz am See genießen, bevor es dann zur Stadtbesichtigung ging.
Verdun ist eine Kleinstadt am Ufer der Maas. Sie ist tragischerweise durch “Die Schlacht von Verdun” im ersten Weltkrieg bekannt geworden. Die früheren Schlachtfelder von Verdun sind von Museen und Gedenkstädten geprägt und das große Tor “Porte Chaussée war einst ein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer. Die Stadtmauer ist schon sehr beeindruckend, an manchen Stellen ist sie noch original erhalten und bestimmt an die 10 Meter hoch.
Am Stadteingang kamen wir an einer Glastafel vorbei, auf der Fotos und persönliche Briefe der Soldaten abgebildet waren. Diese Briefe waren an die Lieben zu Hause geschrieben worden.
Eigentlich wollte ich dann mit Sky den Park der Stadt besuchen, aber leider waren dort keine Hunde erlaubt. Die Stadt ist wirklich sehenswert mit ihrer kleinen Einkaufsstraßen, Monumenten, den Denkmälern und Museen. Wir machten noch eine kurze Pause an dem Flüsschen Maas, bevor wir dann langsam wieder zurück zum Campingplatz schlenderten. So viel Geschichte macht echt hungrig. Zum Glück verfügte der Campingplatz über ein Restaurant. Ich hatte nämlich irgendwie keine Lust uns etwas in der Stadt zu suchen, da ich außerdem schon sehr gute Erfahrung mit Campingplatzrestaurants gemacht hatte.
Ich gönnte mir ein Entrecôte, einen halben Liter Wein und zum Nachtisch einen Fondant au chocolat (Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern).
Etwas schunkelig und pappsatt, habe ich bereits um 21 Uhr geschlafen.
Freitag, 23.09. Heimfahrt
Heute Nacht waren es dann tatsächlich nur noch 4 Grad. Ich habe morgens Sky ins Bettchen geholt und wir wärmten uns noch ein bisschen gegenseitig. Zum Frühstück gab es dann die letzten echten französischen Croissants. Die Grenze zu Belgien war nicht mehr weit weg und nach Hause auch nur noch 447 km.
Nachdem ich alles zusammen gepackt und verstaut hatte, ging es also los in Richtung Heimat.
Auf der Fahrt nahm die Vorfreude auf zu Hause immer mehr und mehr zu, sodass ich mich entschloss durchzufahren. Gegen 15 Uhr waren wir dann bereits in Köln. Doch dann ging nix mehr. Mein erster und einziger Stau in diesem Urlaub. Egal, irgendwann ging es weiter und um kurz vor 18 Uhr, zur großen Überraschung von meinem Freund, waren wir nach 12 Tagen und rund 3.800km wieder zu Hause.
Fragen und Antworten
Alleine reisen
Naja zunächst einmal war ich ja nicht alleine, sondern ich hatte meine beste Freundin Sky dabei.
Ich lebe in einer festen langjährigen glücklichen Beziehung. Mein Partner und ich sind, was Urlaubsaktivitäten angeht, eher ziemlich verschieden. Ich bin sehr gerne draußen in der Natur unterwegs und mein Partner eben nicht. Viele sagen mir, dass es für sie unvorstellbar wäre ohne seinen Partner, oder zumindest mit einer Freundin/Freund, in den Urlaub zu fahren. Für mich ist Urlaub, auch eine Zeit in der ich meine Akkus wieder aufladen kann, wo ich mir vielleicht über Gedanken im Leben klar werden möchte, und ich Zeit nur für mich habe. Ich habe das große Glück, dass mein Partner das ähnlich sieht und mich meine kleinen Träume erfüllen lässt, dafür DANKE ich ich ihm sehr.
Außerdem wäre es doch gefährlich so alleine, besonders im Ausland und dann noch als Frau. Naja, dafür das ich eine Frau bin, kann ich ja nichts und gefährlich ist es überall auf der Welt. Aber im Ernst, worauf soll ich warten?
Der Camper
Die Idee vom kleinen Camper Fred ist erst in den zwei letzten Jahren entstanden. Zuvor hatte ich ein SUV, in dem ich nur Wochenendtouren gemacht habe und mit dem schnell klar wurde, dass längere Touren nicht funktionierten. Es musste also etwas anderes her. Ich wollte allerdings unbedingt ein Fahrzeug haben, das alltagstauglich ist.
Und dann stand er da, der kleine weiße Citrôen Berlingo.
Eigentlich kam uns Corona ziemlich gelegen und wir hatten viel Zeit den kleinen Wagen zum Camper auszubauen. DANKE an dieser Stelle an Papa, Basti und Günter, ohne die das niemals geklappt hätte.
Reisekosten
Da dies meine erste längere Reise mit dem Camper war, wollte ich unbedingt wissen, wieviel Geld ich für ca. zwei Wochen ausgeben würde. Also habe ich wirklich jeden Cent den ich ausgegeben habe, aufgeschrieben. Tanken, Essen gehen, Lebensmittel einkaufen, Campingplätze, usw. Insgesamt waren es 853,33€.
Dabei war der teuerste Kostenpunkt meine Shoppingtour bei Decathlon mit knapp 145€ und das Tanken mit etwas über 300€. Ich weiß nicht ob das viel oder wenig ist, aber in mein Budget hat es sehr gut gepasst.
Urlaubsziel
Warum Frankreich? Weil ich immer schon in die Normandie wollte. Mein Papa war letztes Jahr mit dem Wohnmobil dort und er war total begeistert. Außerdem ist Frankreich ein sehr Camper freundliches Land. Es gibt viele Möglichkeiten frei zu stehen.
Die Franzosen sind ja bekannt für ihre gute Küche. Es heißt ja nicht umsonst: Leben wie Gott in Frankreich. Und genau das haben wir auch gemacht.
Reisen mit Hund
Wenn man einen Camper hat, ist reisen mit Hund ja mal so gar kein Problem. Sofern der Hund gerne Auto fährt und mit fremder Umgebung, sowie fremden Menschen, keinerlei Probleme hat. Ich kann Sky überall mit hin nehmen, zumindest dahin wo Hunde generell erlaubt sind. Auf den Campingplätzen die ich angefahren bin, waren Hunde nie ein Problem. Zumindest die von mir besuchten 2- bzw. 3-Sterne Campingplätze. Des weiteren habe ich Sky immer an einem Anlegepflog festgemacht. Diesen kann ich wirklich empfehlen, denn der Hund kann sich in einem vorgegebenen Radius am Camper quasi frei bewegen. Wenn wir unterwegs sind, habe ich immer eine kleine Decke dabei. Wir haben seinerzeit in der Hundeschule ein Deckentraining absolviert. Das Deckentraining ermöglicht mir, bei beispielsweise einem Restaurantbesuch, den Hund an einer bestimmten Stelle abzulegen. Die Decke ist dabei nicht nur Liegeplatz, sondern auch ein Platz an dem der Hund sicher ist.
Allgemein sei noch zu erwähnen das man im Ausland möglichst alle wichtigen Impfungen parat hat und den Heimtierausweis bei sich trägt.
WC im Minicamper?
In meinem ersten Kurzurlaub in Bayern hatte ich noch keine Toilette dabei. Das war tatsächlich ein Problem wenn man, vielleicht wie ich, auch mal frei stehen möchte. Zunächst dachte ich, ich nehme mir einen Klappspaten mit und vergrabe meine Hinterlassenschaften irgendwo in Wald und Feld. Das funktionierte allerdings nicht, da ich viel auf Wanderparkplätzen stand und ich dort nicht immer alleine war. Also musste eine Campingtoilette her. Schnell fand ich bei Amazon die passende Toilette für mich.
Das war also unser kleiner Road Trip durch Frankreich. Ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim lesen, so wie ich beim Schreiben. Vielleicht habt ihr Lust ein paar Kommentare da zu lassen, vielleicht gibt es auch die ein oder andere Kritik, keine Scheu, ich lerne gern dazu und man kann sich schließlich nur verbessern. Also dann bis bald hier bei
nicoles-welt.